Carl Jungs Idee der 'Synchronizität' als phänomenologisches Erklärungsmodell kontingenter Ereignisse
Mit unseren Augen können wir uns nicht selbst in die Augen sehen. Der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung attestierte dem menschlichen Bewusstsein eine ganz ähnliche Funktionseinschränkung: "Obwohl unser Geist seine eigene Daseinsform nicht greifen kann, weil der archimedische Punkt außerhalb fehlt, existiert er doch. Die Psyche ist existent, sie ist sogar die Existenz selber."
Ein steiler Auftakt zu seinem 1937 an der Universität Yale gehaltenen Vortrag über die Autonomie des Unbewussten. Impliziert er doch, dass unser Bewusstsein alle Realität nicht nur konstituiert, sondern diese auch aus Bewusstsein bestehen soll. Jung stützte seine Ansicht vielleicht durch die höchst erstaunlichen Ereignisse während einer Therapie Sitzung mit einer Patientin.
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Matrix 4 ab Dezember 2021 © Warner Bros.
Sie berichtete ihm von einem Traum, in dem ihr ein goldener Skarabäus geschenkt worden sei. Just in diesem Augenblick hörte Jung, wie etwas gegen das Fenster stieß. Als er nachsah, entdeckte er einen Rosenkäfer, cetonia aurata, aus der Familie der Scarabaeide. Der Anekdote zufolge fing er das Insekt im Flug, und damit die Idee der 'Synchronozität'.
'Synchronizität' meint für Jung korrelierende Ereignisse, die nicht über eine Kausalbeziehung verknüpft sind. Dass die Patientin von einem Skarabäus erzählt, und sich gleichzeitig ein "echter" Skarabäus am Fenster bemerkbar macht, sind demnach zwei Ereignisse, die nur auf den ersten Blick nichts einander Bedingendes miteinander zu tun haben. Auf einen zweiten Blick könnte dieses Bedingende die Psyche selbst sein.
Und zwar deshalb weil die Erzählung vom Skarabäus als ein innerer psychischer Vorgang gelten kann, der sich als physische Manifestation desselben einstellt. Und wenn "die Psyche (...) existent, (...) sogar die Existenz selber ist", wurde man in dieser Geschichte Zeuge eines Beispiels davon. Sollte jetzt der Skarabäus so schnell wieder wegfliegen, wie er gekommen war, sei hiermit auf einen Filmstart 2021, in Deutschland am 22. Dezember, verwiesen. Dort wird man ihn sehen als Quietscheente.
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