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Hannah Arendts Farbphotographie von Augustinus

Gott ist nicht zu helfen oder Wenn Philosophen von der Liebe reden


Im Sommer 2021 hat der Piper Verlag eine Neu-Edition eines bedeutsamen Buches von Hannah Arendt aufgelegt, herausgegeben von dem Münchner Philosophen Thomas Meyer (LMU). Bedeutsam, weil es auf einer ihrer ersten Publikationen basiert, ihrer Doktorarbeit über Augustinus. Um nichts weniger als die Liebe geht es darin!


Und ich nehme es gleich vorweg - 'Der Liebesbegriff bei Augustin' ist ein wunderbarer, zeitloser Text dieser Heidegger Schülerin, an dem sich ihre glasklare, feinsinnig dichte, gedanklich stringente Analyse bestaunen lässt. Bis dieses Buch 1929 erschien, arbeitete Arendt bei Karl Jaspers an diesem, auf den ersten Blick eher sperrigen Thema der Liebe bei Augustinus.


Warum eine der prominentesten Rebellinnen unter den Philosophen für einen römischen Bischof des vierten Jahrhunderts entflammte, bedarf vielleicht eines farblichen Hinweises. Schliesslich sollte man sich vom Augustinischen Kirchenvater-Status nicht vorschnell den philosophischen Hausgebrauch dieses doch sehr ergiebigen Gedankengebäudes madig machen lassen.


Traum no. 3, Regensburg, 2021 © Dr. Christine Lehr


Dieser besteht für Arendt in einem strukturellen Für und Wider Augustinischer Argumente zu dem Thema der Intersubjektivität schlechthin - der Liebe. Die Farbphotographie, die sie mit ihrem Buch über Augustinus erstellt, zeugt auch von der 'Doppelheit' des Menschen zwischen Isolation und Gemeinschaft.


Auf die Rückseite des Photos notiert sie bereits Denkfiguren ihres späteren Schaffens, wie den Weltbegriff, vita socialis und Verantwortung. So wird schnell erkennbar, warum auch nach 1600 Jahren die Farben dieses Photos nicht verblassen. Ist es doch von bleibendem Interesse, wenn Arendt derlei Strukturanalysen auch auf ethische Fundamente hin befragt.


Wer jetzt auch entflammt ist, und wissen möchte, warum Gott nicht zu helfen ist, dem sei mein Video dazu ans Herz gelegt.

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