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Archetypen no. 1 Dr. Christine Lehr

Synchronizitäten scheinen das am meisten übersehene, doch bedeutungsvollste Versprechen für eine entzauberte Welt zu sein. Sie bedienen sich eines Vokabulars aus Archetypen des kollektiv Unbewussten, um ihre Nachrichten in eine Form zu gießen.

Zu einer Zeit, da die Zeit noch keine Rolle spielt, streichelt eine verheißungsvoll weiche Brise über eine versteckte Anhöhe auf dem Berg Pelion. An diesem Morgen des besten aller Tage tritt Cheiron vor seine Höhle. Mit den Hufen streift er durch die Heilpflänzchen, die den Eingang zu seiner Wohnung säumen. Da spürt er die Verheißung, die wie zwei liebevolle Hände sein Gesicht sanft hält.

ARCHETYPEN

'Wo Cheiron schlief' © Dr. Christine Lehr 

Archetypen no. 2 Dr. Christine Lehr

Durch ihre Erinnerungen an die Türen, durch die wir noch gehen werden, befinden wir uns in einem immerwährenden, kosmischen Gespräch. Aus dem sich zu entziehen ist unsere freie Wahl.

Davon wird er schläfrig und legt sich im Schatten eines Baumes noch einmal ab. Im Traum besucht ihn seine verlorene Tochter Okyrrhoe, wie so oft - Tränen rinnen über ihre heißen Menschen Wangen, während sie die Zukunft ihres Vaters prophezeit. Ein Pfeil würde ihn treffen, ihn seiner Unsterblichkeit berauben. Da ihr diese Rede nicht gestattet war, verwandelt sie sich vor seinen Augen vollständig in eine Stute und galoppiert davon.

ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT

'Als der Kosmos sprach' © Dr. Christine Lehr 

Archetypen no. 3 Dr. Christine Lehr
Archetypen no. 4 Dr. Christine Lehr

Im Kostüm von Synchronizitäten scheinen sie unser Ego zu feiern, doch tatsächlich vergessen wir es über sie - denn Koinzidenzen, die sich in ihrer Deutlichkeit für uns nicht mehr als zufällig ausnehmen, scheinen uns als Gegenüber kosmischen Waltens auf eine Anhöhe zu heben.

'Tanzte die Zukunft' © Dr. Christine Lehr 

Obwohl er sie alle heilen, sogar Tote wieder zum Leben erwecken kann, hadert er an diesem Mittag mit der Unabänderlichkeit seines eigenen Schicksals. Die weite Hügellandschaft vor ihm sucht er mit den Augen nach ihr ab. Sie scheint genommen, auch die Brise der Verheißung schlingt sich wie hartes, dickes Tau um sein armes Herz. Da steigt die Nymphe Chariklo zu ihm aus der Höhle, seine Frau. Und erinnert ihn tröstend an seine Zeus gegebene Aufgabe, die Helden zu unterweisen.

Archetypen no. 5 Dr. Christine Lehr
Archetypen no. 6 Dr. Christine Lehr

Und dieser Ort ist gleichzeitig unser ureigenster, wie auch unser fremdester. In dieser inneren Fremde sind wir uns essenziell am nächsten.

'In seine Gegenwart' © Dr. Christine Lehr 

Besonders dem Herakles wird sich Cheiron viele Jahre hingebungsvoll widmen. Er wird ihn in der Jagd sowie der Heilkunde unterweisen, und ihn wie einen Sohn aufnehmen. Eines Tages wird versehentlich ihn ein Pfeil mit dem Gift der Hydra aus dem Köcher des Herakles im Knie treffen. Eine unheilbare Wunde. So wird er Zeus anbieten an Stelle von Prometheus zu sterben.

Archetypen no. 7 Dr. Christine Lehr

An diesem Abend jedoch legt er seinen Arm um Chariklo, und dankt ihr für die wundervolle, gemeinsame Tochter. Als sie dem Aufgang des Sternenzeltes folgen, sinniert er über den Lohn seiner Bürde. Da wissen sie noch nichts von der alle Zeiten überdauernden Würde seiner Aufopferungen. Zum Lohn seines Gebens wird er zum Ende seines Lebens von den Göttern als Schütze unter die Sterne gesendet werden. Von dort wird die weiche Brise durch die Mähne seiner verloren geglaubten Tochter streicheln.

'So wachte er auf' © Dr. Christine Lehr 

WARUM CHEIRON SICH FÜR PROMETHEUS OPFERTE ODER

Die digitale Photo-Serie 'Archetypen' erzählt von einer besonderen Heldenreise, der Metamorphose des Cheiron. Als eine mythologische Figur unter den Unsterblichen, die ihr Leben für die Freiheit eines Anderen gibt, ist sie verwandt mit jener des religiösen Jesus, oder dem buddhistischen Bodhisattva Ideal. Allesamt Archetypen der Selbstopferung.
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WORÜBER DER KOSMOS MIT UNS SPRICHT

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Im Angesicht der Unabänderlichkeit des je eigenen Schicksals mag jeder vornehmlich entsprechend seiner kulturellen Prägung antworten, und bringt in zeitloser Weise dennoch einen Archetypus tiefster Menschlichkeit zum Ausdruck. Die Serie 'Archetypen' erzählt davon in Text und Bild.

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